2022-08-08
Ausdrücklich weisen die Ruhr Nachrichten sowohl in ihrer e-Zeitung als auch in ihrer Online-Ausgabe darauf hin: »Gewerkschafterin Sabine Seibel kritisiert Arbeitsplatz-Werbung für Globus« und »Globus hält an seinem Russland-Geschäft fest. Die Castrop-Rauxeler DGB-Chefin Sabine Seibel kritisiert darum die Werbung für Globus-Arbeitsplätze.«
Sie war am 6. Mai 2021 schonmal als „Sachverständige“ aufgefallen, die lieber über Globus spekulierte, statt mit Globus deren Tarifverträge gemeinsam in Augenschein zu nehmen.
Um es auch einem Blinden deutlich zu machen, die Ruhr Nachrichten berichten hier über die Gewerkschafterin Sabine Seibel – sie ist Vorsitzende vom DGB-Ortsverband Castrop-Rauxel – aber sie ist auch gleichermaßen SPD- und Ratsmitglied hier in Castrop-Rauxel. Und gehört somit jener treibenden Partei an, die die Arbeitsverträge bei Globus, über die sie öffentlich lamentiert, maßgeblich ermöglicht hat.
Sie sind Ergebnis der Politik des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNEn“ seit Durchsetzung der AGENDA 2010, der deutschen Variante neoliberaler Gesellschaftsumgestaltung mit Hilfe eines rigide angewendeten Hartz-IV-Regimes und einer rücksichtslosen Prekarisierung von Bevölkerung für einen fragmentierten Arbeitsmarkt, der Deutschland zum Niedriglohnland machen sollte und zu einem Land der schlechtesten Rentenquoten Europas. 20 Jahre Bundesregierungen, die das Lohndumping ermöglichten, die Werkverträge, die Vergabe an Sub-Sub-Sub-Unternehmer und schlussendlich die fast sklavenähnlichen Zustände an deutschen Schlachthöfen, wo die Arbeiter kaum besser behandelt werden, als das Vieh, dass sie verarbeiten sollen. Das ist politisch so gewollt.
Hierfür hat Politik das Arbeitsvolumen, das sich seit 1960 über all die Jahrzehnte nicht wirklich verändert hat auf nahezu doppelt so viele Schultern verteilt. Seit 1960 mit rund 26 Mio. auf jetzt 45 Mio. Personen und von 56,382 Milliarden Arbeitsstunden in 1960 bzw. auf 61,054 Milliarden Arbeitsstunden in 2018, die ehemaligen DDR-Arbeitskräfte seit 1991 eingeschlossen.
Bekanntlich wurden gezielt Millionen von regulären Arbeitsplätzen gestückelt und in prekäre Arbeitsverhältnisse umgewandelt, mit denen man Tarifverträge unterläuft und die Betroffenen das Salz in der Suppe nicht verdienen können. Hierdurch bedingt stieg die zunehmende Anzahl der Erwerbstätigen, die gewollt oder unfreiwillig in Teilzeit arbeiten – darunter vor allem Frauen. Billig-Lohner müssen importiert werden.
»Im früheren Bundesgebiet galt 1998 für 76 % der Beschäftigten ein Tarifvertrag. Die Reichweite von Tarifverträgen ist … im Westen zwischen 1998 und 2019 (53 %) um 23 Prozentpunkte gesunken. In Ost-deutschland galten 1998 für 63 % der Angestellten Branchen- oder Firmentarifverträge. Bis 2019 (45 %) ist dieser Anteil um 18 Prozent gesunken.«
Der „real,- Markt“, so war Ende 2020 auf WDR 2 zu hören, möchte auf Dauer ganz auf eigenes Personal verzichten und nur noch auf prekär Beschäftigte zurückgreifen. – Inzwischen wurde der „real,- Markt“ beerdigt.
[Siehe auch: 43 Prozent aller Neueinstellungen im Kreis RE haben „Verfallsdatum“]
Und es war genau diese Politik, die es einem Markt wie Globus ermöglichte, Haustarifverträge durchzusetzen – und der DGB war die ganze Zeit mit im Boot, schwafelte über Sozialpartnerschaft.
[Update per 20. September 2022: Globus eröffnete inzwischen am 15.09.2022 die neue Markthalle mit fast doppelt so vielen Mitarbeitern wie Real.]
Als Ruhrgebietskind bin ich Gewerkschaftsmitglied seit ich April 1957 auf der Zeche Dorstfeld in Dortmund eine Ausbildung zum Betriebselektriker begann; zunächst bei der IG Bergbau und Energie, später bei ver.di.
Es ist nicht bekannt, ob Sabine Seibel mal die Meinung von Betroffenen bei Globus selbst eingeholt hat. Immerhin ist wohl ein beträchtlicher Teil der „real,- Markt“-Belegschaft durch Globus übernommen worden, was ja wohl ohne deren Zustimmung nicht möglich war. Diese Globus-Mitarbeiter unterziehen sich immerhin seit Monaten umständlichen und zeitraubenden Einarbeitungsprozeduren in Globus-Märkten außerhalb Castrop-Rauxels. Es ist anzunehmen, dass sie das nicht tun würden, wenn sie woanders attraktivere Alternativen für sich sehen würden.
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Liebe Sabine Seibel, ein Lagerarbeiter in den 1970er Jahren war in der Lage, seine Familie zu ernähren und mit ihr einmal jährlich einen kleinen Urlaub zu machen. Er besetzte in aller Regel eine unbefristete Stelle, Kündigungen kamen in solchen Konstellationen nur selten vor, es sei denn, der Arbeiter ließ sich etwas zuschulden kommen. Vielfach wurde bis zur Rente im selben Unternehmen gearbeitet.
Ein Lagerarbeiter im Jahr 2022 kann üblicherweise keine Familie ernähren, er muss bereits kämpfen, um als Alleinstehender über die Runden zu kommen. Je nachdem, wo er lebt, können allein die Kosten für die Miete schmerzliche Folgen haben. Unbefristete Arbeitsverträge sind eine Seltenheit, die Wahrscheinlichkeit, nicht lange im Unternehmen zu bleiben, ist hoch.
Eine Pflegekraft: 2020 noch ein Held, 2022 gefeuert.
Das alles ist nicht vom Himmel gefallen, sondern ist das signifikante Ergebnis der AGENDA-Politik, für die SPD und DGB die Architekten waren.
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Und nun die nächste Unverschämtheit: Sabine Seibel will Globus auf jene pervertierte Politik bellizistischer Mandatsträgerinnen und Mandatsträger in Regierung und Parlament verpflichten, die Deutschlands Bevölkerung und deren Versorgungsunternehmen mit ihrem hybriden Wirtschaftskrieg gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine signifikant eine veritable Energie- und Wirtschaftskrise zugefügt haben. Ihr perverser Spleen: Russland muss ruiniert werden, offensichtlich selbst noch über den gemeinsamen Suizid. Nur weil die Damen und Herren der Bundesregierung bei ihren devoten Antrittsbesuchen den USA gegenüber ein Gelübde abgelegt haben.
Eine Ungeheuerlichkeit angesichts von 27 Millionen ermordeten Sowjetbürgerinnen und -bürgern, die auf die Kappe des verkommenen Teil Deutschlands mit seinem angestifteten bestialischen Zweiten Weltkrieg gehen. – Das war zum Zeitpunkt meiner Geburt.
Der Standpunkt, den Sabine Seibel zur Firma Globus vertritt, ist der Standpunkt einer Privilegierten in dieser Gesellschaft, und zu denen gehört das Personal der von ihr kritisierten Firma ganz sicher nicht.
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Hier noch so ein Privilegierten-Beispiel in der Person des Pastors Joachim Gauck
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Fußnote:
Sabine Seibel positioniert sich für ihre Kritik an Globus ausdrücklich als „Sprecherin des Castrop-Rauxeler Friedenskreises” und fordert, dass sich der Konzern aus dem „Staat des Kriegstreibers“ zurückzieht.
Mir ist nicht bekannt, dass sie eine entsprechende Position bei den Raubzügen der „werte“westlichen Nationen in verschiedenen muslimischen Staaten seit 1999 eingenommen hat. SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind immerhin signifikante Kriegsstifter des Jugoslawienkrieges.
Außerdem hat Deutschland die Zielkoordinaten für schreckliche Bombenabwürfe geliefert, im internationalen Syrienkrieg z.B. und Afghanistan. – Das sollte sie und das sollten wir im Antlitz des aktuellen Russland/Syrienkrieges nicht vergessen. Auch die Ukraine hat sich schließlich am schmutzigen Geschäft der Irakzerstörung, der eine UN-Sicherheitsrats-Zerstörung durch die westliche Koalition der Willigen vorausging, mit 4.000 Soldaten beteiligt.
Admin - 17:42:26 @